Innschbrugg: Home, sweet Home
Gerade sitze ich in der ÖBB, auf dem Weg in die Heimat, nach Tirol. Neben mir: eine Gruppe Landsleute, die ich sofort am typischen Tiroler Slang erkenne. Wie die meisten Österreicherinnen und Österreicher folge ich diesem gerne. Nach Kärntnerisch ist Tirolerisch der zweitbeliebteste Dialekt der Republik.
Authentisch sprechen
Darum rate ich als Sprechtrainer auch niemandem aus Tirol, sich das spezifische »K« (Bananeckkk) abzutrainieren. Selbst nach vier Jahren Schauspielschule (inklusive nie enden wollendem Sprechtechnikunterricht) und der anschließenden Sprecherausbildung krachen meine »Ks« und »Chs« wie eh und je. Gottseidank, denn alles andere würde bei der nächsten Familienfeier zu Spott und Häme führen.
Aber wenn (wenn!) man sich der Sprachhygiene halber das Tiroler »K« abgewöhnen möchte, oder einfach nur wissen will, was es so besonders macht, hier eine Analyse.
Der Plosivlaut »K«
Zusammen mit den Konsonanten »P« und »T« bildet das hochdeutsche »K« die Gruppe der Plosive. Diese sind reine Geräuschlaute und werden ohne die Beteiligung der Stimmbänder gebildet.
Um ein hochdeutsches »K« zu sprechen, pressen wir den Zungenrücken an den weichen Gaumen und setzen mit der Atemluft Druck an. Wenn dieser Druck plötzlich gelöst wird, indem die Zunge nach unten und das Gaumensegel nach oben bewegt werden, entsteht das »K«, begleitet von einem behauchten »H« durch die austretende Atemluft.
Das Tiroler »K«
Hier bleibt der Verschluss von Zungenrücken und weichem Gaumen geschlossen, und die Luft wird durch den Kontaktbereich gepresst. Dadurch wird das hochdeutsche , als Plosivlaut gebildete »K« im Tiroler Dialekt zu einem Frikativ (Reibungslaut). Statt eines auf das schlanke »K« folgenden, behauchten »H« wird das Tiroler »K« von einem rauen, gutturalen »CH« begleitet, das ein wenig an eine Störfrequenz im Radio erinnert.
Aber es sind doch gerade die Eigenheiten, die man aneinander liebt, oder?
Ich jedenfalls nähere mich nun meiner Heimatstadt Innsbruck (die man entgegen der weit verbreiteten Meinung ohne gutturales »K« im Auslaut spricht) und schreibe meinem Vater, er solle die Knödel in den Topf geben, ich bin bald daheim.
Servus!